Artikel: Volksdroge Sport?[ Seitenblicke ]
21.08.2009  |   Klicks: 1874   |   Kommentare: 11   |   Autor: pdmax
Volksdroge Sport?
Wenn Sport im Übermaß betrieben wird, kann dies zu körperlicher Abhängigkeit führen...
Wenn Sport im Übermaß betrieben wird, kann dies zu körperlicher Abhängigkeit führen. Das berichten Forscher der Tufts University in der Zeitschrift Behavioral Neuroscience. Sie konnten bei übertrainierten Ratten auf einfache Weise Entzugserscheinungen hervorrufen, die vom Rauschgift-Entzug bekannt sind. "Übermäßiges Laufen hat Ähnlichkeiten mit der Drogeneinnahme", so die Forscher. Ausnutzen könne man dies, indem das positive Gefühl des Sports in die Therapie von Suchtkranken integriert werde.

Im Experiment beobachteten die Wissenschaftler 80 Ratten für mehrere Wochen. Man ermöglichte den Tieren während dieser Zeit, sich in einem Laufrad auszutoben, und gliederte sie nach dem Grad ihrer Aktivität in Gruppen. Abschließend verabreichte man ihnen entsprechend ihrem Körpergewicht eine Dosis des Medikaments Naloxon, das man bei Opiat-Überdosis zum Hervorrufen sofortiger Entzugserscheinungen einsetzt. Während faule Ratten kaum reagierten, zeigten die sportlichen typische Entzugserscheinungen wie Zittern, Krümmen oder Zähneklappern. Am stärksten war dieser Effekt bei den Tieren, die ihr Laufrad am häufigsten betätigt hatten. Die Studienautoren gehen davon aus, dass hier dieselben Prozesse im Belohnungssystem des Gehirns abliefen wie bei drogenabhängigen Ratten.

Vor einer Verwässerung des Suchtbegriffs durch Gleichstellungen mit Alkohol- oder Drogensucht warnt Volker Weissinger, Geschäftsführer des Fachverbandes Sucht e.V.: "Viele Verhaltensformen wie etwa Arbeit, Putzen, Musik oder eben Sport müssten dann als Sucht bezeichnet werden, wenn sie im Übermaß betrieben werden. Eine Abgrenzung von ''''''''normalem'''''''' Verhalten ist hier aber schwierig, zumal Höchstleistungen doch mitunter - gerade im sportlichen und kulturellen Bereich - gesellschaftlich anerkannt sind." Entscheidend für die Frage, ob eine Abhängigkeit vorliegt, sei wieweit das eigene Verhalten kontrolliert werden kann oder nicht. Kritisch sieht Weissinger die Situation zudem dann, wenn etwa beim Trinken die Toleranzgrenze steigt oder Sozialkontakte unter der exzessiven Ausübung eines Verhaltens langfristig leiden.

Im Speziellen suchten die Forscher auch nach Hinweisen für die Essstörung bei Sportlern, der sogenannten "Anorexica Athletica". Menschen, die an dieser Störung leiden, betreiben exzessiv Sport, um somit einen Abmagerungseffekt durch fehlende Essenseinnahme noch zu steigern. Sowohl aktive als auch faule Ratten untergliederte man dazu weiters in Gruppen, die nur zu einer Tageszeit Futter bekamen, während die anderen während des gesamten Tagesverlaufs fressen konnten. Der beabsichtigte Gewichtsverlust trat auch bei den fastenden Tieren ein. Bei der Naloxon-Probe zeigte sich, dass die Tiere, die nur einmal am Tag Futter bekamen und zugleich am meisten liefen, die insgesamt stärksten Entzugserscheinungen entwickelten. "In Verbindung mit anderen psychischen Störungen steht exzessiv ausgeübter Sport unter einem ganz anderen Licht", betont auch Weissinger.

Grundsätzlich sieht der Suchtexperte das Glückserlebnis, das die Aussendung von Endorphinen im Gehirn auch beim mäßig betriebenen Sport auslösen kann, positiv. "Der Mensch strebt nach Glücksmomenten, die ihn aus dem Alltag herausheben. Sport ist eine grundsätzlich gesunde Form, um dies zu erreichen, da er das körperliche Wohlgefühl und die Leistungsfähigkeit fördert." Die von den amerikanischen Studienautoren vorgeschlagene Einbeziehung des Sports in Entwöhnungsprogramme gibt es in der Praxis bereits. "Multimodal ausgerichtete Behandlungsprogramme beinhalten etwa neben Psychotherapie, Ergotherapie, arbeitsbezogenen Leistungen auch Sport und Bewegung. Viele Suchtkranke haben ihren Körper über längere Zeit vernachlässigt und profitieren von solchen Maßnahmen", so Weissinger.
 
11 Kommentare zu diesem Artikel
21.08.09, 13:22 Uhr #1 von Alvin
ich gehör da wohl eher zu den faulen ratten
aber super artikel
21.08.09, 14:25 Uhr #2 von Mikael
der mensch ist und bleibt süchtig- wonach auch immer!
21.08.09, 14:27 Uhr #3 von Mikael
doppelpost, sorry!
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 21.08.09, 14:27 Uhr
22.08.09, 18:02 Uhr #4 von Alpha-Miles
wenn man jetzt von der anorexica absieht, wo liegt das immense problem sport"süchtig" zu sein solange man die zeit dazu hat?
22.08.09, 18:36 Uhr #5 von Mikael
Stichwort Übertraining:

-erhöhter Ruhepuls am Morgen
-verringerte physische Leistung
-verringerter Appetit
-Gewichtsverlust
-erhöhte Reizbarkeit und emotionale Labilität
-gestörter Schlaf
-erhöhte Verletzungsanfälligkeit
-erhöhte Infektionsanfälligkeit
-hormonellen Störungen
-Leberwerte können ansteigen
-erhöhtes Krebsrisiko

LG
Dieser Eintrag wurde 2 mal editiert, zuletzt 22.08.09, 18:36 Uhr
22.08.09, 19:53 Uhr #6 von Maliblu
Es gehört schon viel Dummheit dazu es so zu übertreiben. Wie eben bei jeder Sucht...
22.08.09, 20:08 Uhr #7 von Mikael
dabei spielt noch mehr als nur "dummheit" eine rolle- z.b wenn jemand dadurch etwas kompensieren möchte, oder früher mal dick war, oder den adoniskult nacheifert.
23.08.09, 12:42 Uhr #8 von MATU
@4 es heißt anorexia ...

ansonsten find ich das thema ziemlich blöd ... sport als sucht ... oh mann ...

"Viele Verhaltensformen wie etwa Arbeit, Putzen, Musik oder eben Sport müssten dann als Sucht bezeichnet werden, wenn sie im Übermaß betrieben werden"
omg ich mach fast jeden tagen meine wohnung sauber... ich glaub ich bin süchtig... selten so ein scheiß gelesen ...
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 23.08.09, 12:42 Uhr
23.08.09, 13:58 Uhr #9 von Mikael
naja...
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 23.08.09, 13:58 Uhr
23.08.09, 18:19 Uhr #10 von Alpha-Miles
hab anorexica direkt ausm artikel übernommen^^
23.08.09, 21:18 Uhr #11 von Mikael
in meinen englischen scripten steht das auch so, aber ist doch egal!
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