Artikel: Nichts für schwache Nerven / „Verdammnis“ neu im Kino[ Film ]
12.02.2010  |   Klicks: 4318   |   Kommentare: 1   |   Autor: PiWii
Nichts für schwache Nerven / „Verdammnis“ neu im Kino
Alle drei Bände der „Millenium-Trilogie“ von Stieg Larsson tummeln sich derzeit unter den Top Five der Spiegel-Bestsellerliste. Weltweit wurden sie bereits 15 Millionen Mal verkauft. Nachdem letztes Jahr die Verfilmung des ersten Bandes „Verblendung“ in die Kinos kam, läuft aktuell „Verdammnis“ auf den Leinwänden im Land. Auch der zweite Teil brilliert durch eine klug konstruierte Story und der Hauptdarstellerin Noomi Rapace.
Die unglaublich schönen Landschaftsaufnahmen Schwedens ziehen sich kontinuierlich durch den zweistündigen Streifen. Ob Stockholmer Skyline oder romantisches Ferienhäuschen in der Wildnis à la Bullerbü, da könnte man richtig Lust auf einen Schwedenurlaub bekommen.
Doch die Idylle trügt. Denn mit seichter Urlaubsreportage hat der zweite Teil der „Millenium-Trilogie“ absolut nichts zu tun. Er ist sogar noch eine Spur brutaler, düsterer und geht noch ein bisschen tiefer unter die Haut als sein Vorgänger „Verblendung“.

Nachdem die taffe Lisbeth Salander (Noomi Rapace) im ersten Teil, dem Journalisten Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) mehr als einmal hilfreich zur Seite stand, ist es im zweiten Teil nun ihre eigene Person, die zur Zielscheibe wird.
Nachdem der junge Journalist Dag Svensson (Hans-Christian Thulin) kurz vor der Aufdeckung und Veröffentlichung eines Skandals um Prostitution und Mädchenhandel steht, werden er, seine Freundin Mia
(Jenny Silfverhjelm) und Lisbeths Vormund Nils Bjurman (Peter Andersson) grausam ermordet. Salander gerät sofort ganz oben auf die Fahndungsliste der Polizei, da ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe gefunden wurden. Nur ihr ehemaliger Kollege und Liebhaber Blomkvist glaubt an ihre Unschuld.
Die Profi Hackerin wird von nun an unausweichlich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und die ist heftiger, als manch Kinobesucher vielleicht ertragen mag.

Dem Regisseur Daniel Alfredson ist es gelungen, den Bestsellerroman von Stieg Larsson zu verfilmen und dabei den richtigen Spagat zwischen nötiger Vereinfachung der komplexen Handlungsstränge und dennoch schlüssiger Story zu finden.
Dem aufmerksamen Zuschauer wird die eine oder andere Abweichung von der Romanvorlage zwar nicht entgehen, was aber die Qualität des Films nicht beeinträchtigt. Eher im Gegenteil. Da der zweite Teil inhaltlich wesentlich verstrickter und von mehreren Personen geprägt ist, konzentriert sich der Film auf das Wesentliche. Die Charaktere werden nicht neu eingeführt, die Story aus dem ersten Teil vorausgesetzt. Es empfiehlt sich also das Lesen der Romanvorlage, oder zumindest das Anschauen von „Verblendung“, um wirklich die komplette Story zu erschließen.

Diese kommt aus der Feder von Bestsellerautor Karl Stig-Erland Larsson. Der kann seinen Erfolg und den Hype um seine „Millenium-Trilogie“ nicht mehr miterleben, da er im November 2004 einem Herzinfarkt erlag. Die Brutalität, die in seinen Romann immer wieder dominiert, ist eventuell auf eine eigene Lebenserfahrung zurückzuführen. Mit 14 Jahren wurde er Zeuge einer Vergewaltigung bei der er nicht eingegriffen hat. Angeblich verarbeitet er seine Schuldgefühle in seinen Erfolgsromanen.
Seine Romanheldin Salander schickt er dabei immer wieder unermüdlich in die Welt, um gegen deren soziale Missstände zu kämpfen.

Die schauspielerische Leistung von Naomi Rapace, die die abgebrühte Lisbeth Salander spielt, wird der Romanfigur dabei absolut gerecht. Die Rolle scheint ihr auf den Leib geschnitten. Scheint sie in der einen Szene noch zerbrechlich und kindlich, überrascht sie in der nächsten mit unglaublicher Coolness und kämpferisch wie nie. Sie dominiert den Film und lässt die anderen, keinesfalls schlechten Schauspieler, weit hinter sich.
Für „Verblendung“ wurde die studierte Schauspielerin 2009 für den Europäischen Filmpreis nominiert.

Für die Lektüre von „Vergebung“ kann man sich noch ein wenig Zeit lassen. Anfang Juni läuft der dritte und leider auch vorerst letzte Teil der Erfolgsthriller in den Kinos an. Man darf gespannt sein, ob der kühlen Lisbeth Salander endlich doch noch Gerechtigkeit wiederfährt. So langsam wäre es an der Zeit.

http://www.cineplex.de/kino/home/city31/

 
1 Kommentare zu diesem Artikel
14.02.10, 00:03 Uhr #1 von Alefri
guter Film, aber in diesem Fall wirklich lieber die Bücher lesen: es geht so viel Spannung verloren!!
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