Artikel: Zum Heulen mittelmäßig | „Wolfman“ neu im Kino[ Film ]
15.02.2010  |   Klicks: 2711   |   Kommentare: 3   |   Autor: Polterfarbend
Zum Heulen mittelmäßig | „Wolfman“ neu im Kino
Mit „Wolfman“ hat Regisseur Joe Johnston ein hochkarätig besetztes Remake des Universal-Klassikers „Der Wolfsmensch“ von 1941 geschaffen. Das Drama um das Tier im Manne überzeugt durch detailreiche Effekte und malerische Kulissen, doch aufgrund der oberflächlichen Umsetzung können sich Charaktere und Story nicht richtig entfalten.
„Der Wolfsmensch“ aus dem Jahre 1941 ist ein Teil der berühmten Universal-Horror-Reihe, zu denen auch Klassiker wie „Dracula“ mit Bela Lugosi und „Frankenstein“ mit Boris Karloff gehören. Inspiriert von diesem hochgeschätzten Meilenstein des Horror-Kinos inszeniert Joe Johnston „Wolfman“ in neuem Gewand und bleibt handlungstechnisch dennoch nah am Original.

Wir befinden uns im Jahre 1891 in England. Der berühmte Schauspieler Lawrence Talbot (Benicio Del Toro) kehrt nach vielen Jahren auf das Schloss seines Vaters (Anthony Hopkins) zurück, um bei der Suche nach seinem vermissten Bruder zu helfen. Er kommt jedoch zu spät: bei seinem Eintreffen ist bereits die Leiche des Bruders in den düsteren Wäldern Blackmoors gefunden worden. Die Leiche ist grauenvoll entstellt, so dass sich Lawrence Talbot der Sache annimmt und herausfinden will, wer oder was hinter dem Mord an seinem Bruder steckt. Die Bewohner der umliegenden Dörfer werden ohnehin seit längerer Zeit von einer Reihe blutiger Angriffe in Atem gehalten. Grund genug für den Helden, sich der Sache anzunehmen.

Die Angst geht unter den Dorfbewohnern um und ihre Fantasie kennt keine Grenzen. Steckt ein böser Fluch hinter all den grausamen Morden? Oder ist es doch nur ein Geistesgestörter oder gar ein tollwütiger Bär? Die Tatsache jedoch, dass die Morde sich in Vollmondnächten häufen und mit einem lauten Heulen angekündigt werden, lässt bald keinen Zweifel mehr an der wirklichen Wurzel des Übels: ein Werwolf treibt sein Unwesen in den Wäldern Blackmoors.
Bei seinen Ermittlungen begegnet Lawrence Talbot diesem höchstpersönlich und wird dafür prompt mit einem Biss der Bestie belohnt. Talbot überlebt den Angriff schwer verletzt und darf sich anschließend über die schnelle Genesung seiner Wunden freuen. Freuen? Naja, spätestens hier weiß der geneigte Horror-Fan, dass Lykantrophie genauso ansteckend ist wie Magen-Darm-Grippe. Nur dass die eben irgendwann wieder verschwindet.

Lawrence Talbot, der sich zu allem Überfluss auch noch in die Verlobte seines verstorbenen Bruders (Emily Blunt) verliebt, trägt somit das Böse nun auch in sich selbst. Hin und her gerissen und in ständiger Angst vor der nächsten Vollmondnacht, muss sich Talbot der Bestie stellen, die in ihm lauert. Dieser schwere Gang führt ihn auf eine Reise in die eigene Vergangenheit, die dunkle Geheimnisse ans Tageslicht bringt. Auch Scotland Yard hat es natürlich auf ihn abgesehen und versucht in Form eines Inspektors, der schon Jack the Ripper jagte (Hugo Weaving), das Monster zu fassen. Spannende Verfolgungsjagden und Actionszenen sind also vorprogrammiert.

Wahre Horror-Fans allerdings dürfte „Wolfman“ leider nicht vom Hocker reißen. Zu plakativ und splatterhaft fliegen die Gedärme durch die Luft, zu vorhersehbar die Schockmomente und die Handlung. Die Maske hat bei der Verwandlung von Mensch zu Tier zwar ganze Arbeit geleistet, dennoch wirken die Werwolfs-Kostüme irgendwie lächerlich. Auch die Übernahme klassischer Schockeffekte der Universal-Werke wirkt nicht mehr zeitgemäß und kann nicht überzeugen. Hinzu kommen grobe Schnitzer innerhalb der Handlung. Schlüsselszenen werden nur oberflächlich und in rasantem Tempo erzählt, während unnötige Nebenstränge künstlich in die Länge gezogen werden und einzelnen Szenen so Langatmigkeit verleihen.

Benicio Del Toro als Wolfsmensch ist perfekt besetzt. Auch ohne Maske wirkt der gebürtige Puerto-Ricaner bullig und nahezu animalisch. Seine Gesichtszüge wirken ständig angespannt und nachdenklich, den inneren Kampf gegen das Tier in sich nimmt man ihm ohne zu zögern ab. Auch Anthony Hopkins kann als eigenbrötlerischer Vater überzeugen. Und so schaurig-schön der ehemalige Hannibal Lecter-Darsteller seine Rolle spielt, spürt man von der ersten Sekunde, dass auch ihn ein düsteres Geheimnis verfolgt. Emily Blunt als Verlobte des verstorbenen Bruders ist zwar ein optischer Lichtblick in der finsteren Szenerie des viktorianischen Englands, bleibt als Charakter jedoch leider diffus und ohne jede Tiefe.

Insgesamt lässt sich sagen, dass „Wolfman“ ein solides Remake eines klassischen Filmstoffes ist, der gute Voraussetzungen für einen sehenswerten Blockbuster beinhaltet, jedoch aufgrund seiner genannten Schwächen eher in der Mittelmäßigkeit des Mainstream-Kinos versinken wird.
„Wolfman“ erfindet das Rad also nicht neu, kann aber dennoch für einen kurzweiligen Popcorn-Abend im Kino dienen, wenn man die Erwartungen etwas herunter schraubt.
 

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3 Kommentare zu diesem Artikel
15.02.10, 14:02 Uhr #1 von gogettter68163
Waren gestern drin (Vorstellung war ausverkauft) allerdings fand ich die Story leider auch echt etwas flach (gab's ja auch schon tausend Mal).
Die Umsetzung und die Special Effects waren schon cool muss ich sagen, auch wenn die Gesichter der "Wolfmen" mich eher an den Film "Planet der Affen" erinnert haben - und das Filmende war dann einfach nur... naja ein Ende eben.

Reicht auch völlig ihn auf DVD zu schauen wenn er dann mal draußen ist!
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 15.02.10, 14:02 Uhr
16.02.10, 10:09 Uhr #2 von k1ng
Wolfsmensch hahaha
ot.onik
16.02.10, 11:41 Uhr #3 von Polterfarbend
Hihi, Planet der Affen... da hast du Recht. Gewisse Ähnlichkeiten mit Chewbacca sind aber auch nicht von der Hand zu weisen...
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 16.02.10, 11:41 Uhr
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