Artikel: So kultig wie der Käfer | „City Werbung Mannheim“ ist mehr als nur ein Copyshop[ Stadtleben ]
05.03.2010  |   Klicks: 5223   |   Kommentare: 0   |   Autor: PiWii
So kultig wie der Käfer | „City Werbung Mannheim“ ist mehr als nur ein Copyshop
Viele kennen ihn vielleicht, den auffällig bunten, kultigen Käfer, der in Mannheims Innenstadt unterwegs ist. Sein stolzer Besitzer ist Walter Englert, der in einem ehemaligen Schutzbunker das erfolgreiche Projekt „City Werbung Mannheim“ auf die Beine gestellt hat. Zu ihm kommen internationale Kunden genauso wie Studenten. Ein Besuch lohnt sich. Nicht nur wegen dem benötigten Skriptausdruck für die nächste Vorlesung.
Bunte Fußspuren weisen dem Besucher den Weg in den Innenhof von Q2, 14. Man meint eine andere Welt zu betreten. Lichterketten, viel Grün und eine gemütliche Sitzecke laden zum Verweilen ein. Dennoch sollte man sich von diesem idyllischen Ambiente losreisen und die paar Stufen in das eigentliche Herz, ins „Kellergemach“ gehen. Hier erwartet einen noch so einiges mehr.

Begonnen hat alles 1989. Damals war der ungewöhnliche Bunker noch ein Mietkeller. Nebenan war ein Copyshop, der von Studenten betrieben wurde. Der Laden lief aber mehr schlecht als recht, die Kopierer waren ständig kaputt. So pilgerten die Kunden immer häufiger in den Keller nebenan, wo Walter Englert eigentlich ein Büro für Bühnenbilderentwürfe und zufälligerweise einen Kopierer herumstehen hatte. Der ursprüngliche Copyshop wurde geschlossen und die Geschichte nahm ihren Lauf.

Heute sind es nicht nur Studenten, die zum Kopieren und Ausdrucken kommen. Sie machen nur einen kleinen Teil der „City Werbung Mannheim“ aus. „Wir erstellen Broschüren für Ärztekongresse in Chicago“, erzählt der gebürtige Mannheimer und studierte Grafikdesigner Englert. Er verbindet Hobby mit Beruf. Denn er ist ein Weltenbummler. Er erzählt vom unübertrefflichen Kitsch in Arabien, war schon in Holland, Belgien, Spanien, England, ach ja und den USA. Die hätte er fast vergessen. „Das hat mich irgendwie nicht so gereizt.“

Aber dafür vieles andere. Die Anregungen für seine Drucke und Layouts holt er sich aus aller Welt. Verwirklicht werden sie in Visitenkarten, Flyern, Broschüren oder Schaufensterbeschriftungen. Das Angebot ist vielseitig. Die Umsetzung sowieso. „Von anderen Anbietern in der Branche unterscheidet uns, dass der Kunde hier wirklich alles bekommt. Von der Idee bis zum fertigen Druck.“

Wie das möglich ist? Zum einen sind die Mitarbeiter alle ausgebildete Grafiker und Mediengestalter, zum anderen trägt sicherlich die Erfahrung des mittlerweile 60-jährigen Walter Englert zum Erfolg und der Einzigartigkeit des Unternehmens bei. Diese spiegelt sich nicht nur in den Dienstleistungen sondern mindestens genauso im Interieur der Büroräume wieder. Betritt man die zum ersten Mal, weiß man vor lauter scheinbarem Krimskrams nicht, wo man als erstes hinsehen soll. Doch die vielen Figürchen, Skulpturen, Brunnen, Bilder und Gemälde sind weitaus mehr als Inhalt eines großen, überfüllten Setzkastens. Im Gegenteil. Nahezu jedes dieser Gegenstände ist mit einer Geschichte aus dem Leben von Walter Englert verbunden.

So auch die Nacktaufnahmen von schönen Frauen, die in einer Ecke des Raumes hängen. Fotografiert hat sie niemand geringeres als Englert selbst. „Ja Fotograf bin ich auch. Ich habe für die Vorgänger der Erotikkette „Erdbeermund“ fotografiert und gedreht." Gedreht? „Ja klar, Pornofilme. Das ist ja nichts Schlimmes.“ Nein, schlimm ist das nicht. Kreativ trifft da schon eher zu, denn nicht nur in Fotografien, auch in Gemäldeform sind die nackten Schönheiten zu bewundern. Malen tut er auch, der Englert.
Der sympathische Mannheimer scheint nicht zur Ruhe kommen zu wollen. „Nach Arabien will ich nochmal. Die Pyramiden fehlen mir noch.“ Und eine Nilkreuzfahrt muss schon noch sein. Das dazugehörige Mitbringsel wird sicherlich auch noch ein freies Plätzchen im Bunker finden. Auch wenn man dafür eine bisschen suchen muss.

Das Medienwissen Englerts dagegen, ist nicht annähernd so antiquiert wie viele seiner Sammlungen. „Durch Messen und Weiterbildungen bleibe ich auf dem Laufenden“, erzählt er. Denjenigen, die das nicht sind, kann er ebenfalls helfen. Alte Filmspulen und Kassetten digitalisiert er ebenso wie alte Schallplatten.

Wegen einem ganz anderen Anliegen kam Gunther von Hagens am Abend vor seiner ersten Körperweltenausstellung in Mannheim, in den Keller von Englert und seinem Team. Er bräuchte noch ganz dringend einheitliche Bekleidung für das Personal der Ausstellung. Ein spontaner Mann, der gute Herr. Doch bei Englert war er da genau an der richtigen Adresse. Kurzerhand wurden über Nacht die Shirts bedruckt, mit von Hagens zusammen ein Kasten Bier geleert, um pünktlich 6 Uhr morgens die T-Shirts fertig zu haben.
Der Spaß an der Arbeit scheint also nicht auf der Strecke zu bleiben.

Am besten selbst mal vorbeischauen: In Q2, 14 in der Innenstadt oder auf der Homepage: http://www.city-werbung-mannheim.de/
 

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