Artikel: Gefällt? Gefällt nicht? Ja, nein, vielleicht? Unentschlossen![ Film ]
22.09.2012  |   Klicks: 2716   |   Kommentare: 5   |   Autor: Lotta
Gefällt? Gefällt nicht? Ja, nein, vielleicht? Unentschlossen!
Die Premiere des 1. "BermudaShorts"-Festival in Mannheim liegt in den letzten Zügen...
Eines vorab: Das hier ist keine Kritik, das hier entspricht wohl eher einer Kolumne, weil es mir schlichtweg nicht möglich ist, das Filmfestival auch nur ansatzweise neutral oder mit dem gewissen Blick von außen zu bewerten - ich bekenne mich schuldig.

Ich liebe Filme, ich liebe gute Filme. Manchmal liebe ich auch schlechte Filme, weil sie einem Raum geben, sich aufzuregen. Was ich nicht mag, sind hingegen verstörende Filme. Und von diesen boten die beiden Rollen (so nannten die Veranstalter die Einteilungen der Kurzfilme: Rolle 1-3) mir so einige.

Die Bandbreite der Festival Filme war wirklich gigantisch und es müsste für jeden etwas dabeigewesen sein, das steht außer Frage. Ich frage mich aber immer noch, wie es möglich sein soll, diese Filme miteinander zu vergleichen. Ich kann es nicht, ganz ehrlich. Das ist in etwa so, als würde man aufgefordert werden einen Musikpreis für das "beste Lied" zu vergeben und nominiert wären "Fettes Brot", "Katy Perry", "Green Day" und "André Rieu". Ich kann doch nicht Pop mit Punk, Deutsch-Rap und Klassik vergleichen - auch wenn man das alles unter dem Begriff "Musik" zusammenfassen kann.
Genausowenig ist es mir eben möglich bei jeweils rund 11 Kurzfilmen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, einen zu nominieren. Was sind die Kriterien? Soll ich die Handlung bewerten, die Idee, die dahintersteckt oder die künstlerische Umsetzung?

Es gab Filme, die waren von der Machart genial wie zum Beispiel "Jásko", bei dem ein Künstler durch das Glas, welches er bemalt hat, hindurch gefilmt wurde. Man wartet gespannt, wie das Bild am Ende ausschaut und hört dabei dem Künstler interessiert zu, wie er sich mit seiner Frau auf amüsante Art unterhält.

Dann gab es wiederum Filme, die haben mich mit dem, was sie künstlerisch boten, überzeugt. Da gab es "Tetris", bei dem man sieht, wie Istanbul eine neue Skyline erhält - in Form von Tetrissteinen bis das Ganze scheitert. Auch "Paradigma" war unter dem künstlerischen Aspekt genial, weil der Macher unheimlich gut zeichnen konnte und die unterschiedlichsten Materialien und Zeichen-/ Malwerkzeuge verwendet und miteinander verknüpft hat.

Daneben gab es originelle Filme wie "Die Liebe ist blind", bei dem sich eine junge Frau in die Stimme der Fußgängerampel verliebt als diese mit ihr redet. Ja, leicht verrückt, aber irgendwie einfach ein amüsanter Gedanke. In die gleiche Kategorie würde ich auch "Das Ende" einordnen, eine hauptsächlich auf Spezialeeffekte aufbauende Szene aus einem "Splatter-Krimi" mit eindeutig britischem Humor.

Dann wiederum gab es die Filme, die schlichtweg durch die Handlung zu fesseln wussten. Hierzu zähle ich meinen persönlichen Favoriten: "Und sonntags Essen mit Mutter Theresa", in dem Philip, ein alter Pfälzer von seinem Fußweg nach Indien (nach dem 2. Weltkrieg) erzählt, bei dem er seine große Liebe findet und sonntags eben Mutter Theresa zum Essen da hat. Ich hätte dem alten Mann noch länger zuhören können und finde, dass das doch die wahre Kunst ist. Ein Filme ohne jeden Effekt, ohne Klimax und ohne wirklich Handlung, ohne Überraschungsmomente und in wenigen Perspektiven - immer Philipp im Mittelpunkt, der auf unglaublich sympathische und charmante Art von der lieben Mutter Theresa erzählt, davon, dass die Inder ekeligen Tee ohne Zucker trinken und, dass Afghanistan damals ja richtig schön zum Durchlaufen war...

Und, um noch einmal auf die eingangs erwähnte Verstörung zurückzukommen. Dann gab es halt auch noch die Filme, bei denen meine ganzen Gehirnzellen laut "HÄ?" gerufen haben und ich mich gefragt hab, welche Drogen die Künstler wohl genommen haben als dieses Werk entstand. Da gab es "Struktur" - eine Hommage an eine Landschaft in schwarz weiß. Was gezeigt wurde? Eine Hommage an eine Landschaft in schwarz-weiß.
Wie der Titel "Fast Break - Eating One`s Heart Out" schon vermuten lässt, gehört auch dieser Film in die große "Häääää?"-Fraktion. In schrillen Farben wird ein und dieselbe Szene (ein junger Mann, der ein (Plastik?)-Herz) aus seinem Mund holt, gezeigt. Erst in sehr kurzen und schnellen Frequenzen, dann in Zeitlupe. Joah. Kann man. Muss man aber nicht!

Und dann der Film, der mich am meisten schockiert und irritiert hat: "Paradigma". Bereits oben unter "künstlerisch wertvoll" erwähnt, gehört er jedoch auch hierher. Ich versuche mal, die Wortfetzen meiner immer noch schreienden Gehirnzellen zusammenzufassen: ein Vogel, ein Frosch, der Vogel ist schwanger mit dem Frosch, ein schlagendes Herz, eine Vagina, der Frosch hat eine Vagina, der Vogel kriecht einem Mann, der an Jesus beim letzten Abendmahl erinnert ins Ohr, durch den Hals und in die Innereien und spuckt dort eine Gebärmutter mit dem Frosch aus... soviel dazu.

Ich kann nur sagen, ich bin heute Nacht schweißgebadet aufgewacht, weil ich von einem Forsch geträumt hab. Ob der eine Vagina hatte, weiß ich nicht, will es aber auch nicht wissen. Fest steht: Das Filmfestival erweitert den Horizont, bietet viele Überraschungen und ist sicherlich eine Wiederholung wert. Ich werde mich auch heute wieder ins Kino begeben ("Wie beim Pferd - immer wieder aufsteigen, wenn man gefallen ist, sonst hat man Angst davor) Heute verzichte ich aber auf alle Überraschungen und wähle "Cabin In The Woods", da weiß ich wenigstens, was mich erwartet. Und die Kritik dazu, die gibt es wie gewohnt tatsächlich als Kritik


Bilder sind © by Bermudashorts Festival
Fast Break – Eating One’s Heart Out
"Und sonntags Essen mit Mutter Theresa"
 
5 Kommentare zu diesem Artikel
23.09.12, 13:36 Uhr #1 von lone
"Genausowenig ist es mir eben möglich bei jeweils rund 11 Kurzfilmen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, einen zu nominieren." "Hierzu zähle ich meinen persönlichen Favoriten: "Und sonntags Essen mit Mutter Theresa" "

Geht doch :P
23.09.12, 16:50 Uhr #2 von Lotta
okay. zugegeben. aber ich hab mich eben entschieden, den Unterhaltungswert als Hauptkriterium zu nehmen und nicht zb. special effects oder Kameraführung. und ob das jetzt fair ist oder das der "richtige" Aspekt für die Wertung war?? Who knows
25.09.12, 17:07 Uhr #3 von HavanaTom
es wäre, falls die Kurzfilme auf Youtube verfügbar sind, toll gewesen sie zu verlinken
25.09.12, 19:28 Uhr #4 von dwing
Die Filme wurden zum großen Teil nur dort aufgeführt und sind ansonsten nicht zu sehen
25.09.12, 20:07 Uhr #5 von Loibisch
Schöne Kritk-Kolumne
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