Artikel: Wohnst du noch, oder lebst du schon?[ Seitenblicke ]
25.06.2013  |   Klicks: 3583   |   Kommentare: 1   |   Autor: jiljune
Wohnst du noch, oder lebst du schon?
Ein kleiner Einblick in das WG-Leben, welches mein Leben immer wieder von neuem bereichert.
© jiljune
Wenn ich spontan an meinen Lieblingsort denke, dann sind es die chaotischsten 160qm Mannheims bewohnt von einer Hobby-Psychologin, einem angehenden Rockstar, dem absoluten Chaosgenie, einer WG-Mutti und einem Sonnenschein sondergleichen.

Es ist das Leise Knistern einer abrennenden Zigarette, wenn Julia* an ihr zieht, das "Woooooohoooo" von Sören*, der gerade eins seiner Lieblingslieder wiederentdeckt und dann mit Laptop unter dem Arm in die Dusche rennt, welches mir zu allererst in den Sinn kommt.


Der aufsteigende Rauch im Wohnzimmer, der verhindert, dass auf Fotos mit Blitz auch nur eine Person zu erkennen ist. Das absolute Einsinken in die beste Sperrmüllcouch aller Zeiten, welches ein zu schnelles Verlassen dieser trauten Menschenkonstellation, die für mich Familie bedeutet, unmöglich machen kann.

Wie die Aufnahmen einer der tollen Paradies-Einwegkameras eines Drogeriemarktes, sind die Erinnerungen an Ereignisse in dieser Wohnung desöfteren verschwommen, blaustichig, aber immer einzigartig, unverfälscht und deswegen etwas ganz Besonderes.
Es wird zusammen gelacht, geweint, getrunken, gefeiert und vor allem eins: gelebt.

Wenn man mal wieder vom rhythmischen Bumpern im Nebenzimmer aus dem Schlaf gerissen wird, schläft man auch schnell wieder mit einem breiten Grinsen im Gesicht ein. Man gönnt sich gegenseitig ja die kleinen, sowie die größeren Freuden des Lebens.

Das Trappeln im Flur kann einen wahnsinnig machen, lässt in einem auch nie das Gefühl der Einsamkeit entstehen und wer mal eine Umarmung braucht bekommt gleich eine komplette Kuschelrunde spendiert, das Gute-Nacht-Kuss Ritual gehört sowieso schon lange zum guten Ton dieser kleinen selbstzusammengestellten Familie.

Der Duft der frischgebackenen Pfannkuchen, wenn mal wieder um 14 Uhr ge”früh”stückt wird und jeder schlaftrunken am Esstisch sitzt, ist vergleichbar mit Sommerregenduft, oder frisch gemähtem Rasen im Frühling.
Alles in allem kommt das Gefühl des Angekommen-Seins, der Liebe zu diesen Menschen wohl am nächsten.


*Namen durch Redaktion geändert


Hier noch ein paar Tipps für einen guten Start in das WG-Leben

DOs
• sag offen was dich stört/ was du gut findest
• Finanzen sollten geklärt sein. Wer zahlt was? Gibt es eine WG-Kasse etc.?
• Bier mitbringen ist immer gut (bei Männern in der WG sowieso ), generell machen kleine Aufmerksamkeiten das Zusammenleben umso schöner
• gut Zuhören können
und auch hin und wieder kommentarlos das machen, was der andere vielleicht hätten machen sollen

DON`Ts
• erwarten, das alle so sind wie du (Bedürfnisse, Vorstellungen bzgl. einer WG)
• keine Rücksicht nehmen
• zu chaotisch, aber auch zu ordnungsliebend sein (kann Stress bedeuten)
• die eigenen Probleme/Bedürfnisse über die der Anderen stellen
• alleine im eigenen Zimmer rumsitzen, du bist Teil einer Gemeinschaft: Genieße es!


Das Leben in einer WG kann natürlich nur sehr subjektiv wahrgenommen werden. Eine Wohngemeinschaft kann wunderschön sein, sich aber auch sehr zum Negativen entwickeln.
Was sind eure Erfahrungen mit dem WG-Leben? Würdet ihr es weiterempfehlen in einer WG zu leben?
 
1 Kommentare zu diesem Artikel
27.06.13, 17:29 Uhr #1 von toastie
Kann mich diesem Bericht nur anschließen und geniese jeden Tag in meiner Chaos-WG
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