Artikel: Review: HIM-Konzert Rosengarten[ Musik ]
19.02.2008  |   Klicks: 5032   |   Kommentare: 12   |   Autor: Beety
Review: HIM-Konzert Rosengarten
Am Sonntag, den 17.02.2008, gastierten die fünf Finnen von HIM im Rahmen ihrer "Venus Doom"-Tour im Mozartsaal des Rosengartens in Mannheim. Das neue Album markiert im Vergleich zum Vorgänger eine Rückkehr zu härteren Klängen und wie Frontmann Ville Valo einmal selbst dazu sagte: "Die Fans, die "Dark Light" lieben, werden "Venus Doom" hassen."
Die Kulisse war somit gesetzt: Der Sänger und seine Mannen traten dementsprechend vor einer überdimensionalen Leinwand auf, worauf das Coverbild des neuen Albums gemalt war, getragen von einer ebenso überproportionierten Staffelei. Zwei burlesque Lampen, deren rote Schirme einen Damenrock und deren Füße Damenbeine darstellten, warfen ihr Licht auf die Bühne. Im Hintergrund blitzten mehrere Neon-Leuchten.

Die Vorgruppe, gestellt durch die Metal-Urgesteine "Paradise Lost", gab breitbeinig und Haare schüttelnd ihre Genre-typische Darbietung und konnte damit vollends überzeugen. Nun betraten HIM die Bretter, Sänger Valo Mütze tragend und Kette rauchend, das Mikrofon beinahe nonstop umfassend, und boten eine musikalisch bemerkenswerte Show. Der Bandleader zeigte einmal mehr, welche Spannweite und welches Kaliber seine charakteristisch melancholische Stimme besitzt und machte beinahe jeden Song durch seine Variationen zu einem Unikat. Nicht minder hervorzuheben sind die Soli von Gitarrist Mikko Viljami Lindström, die die Zuschauer in Staunen versetzten.

Mit dem Hauptaugenmerk auf den Liedern der neuen Platte "Venus Doom" kamen die großen Hits der Band dennoch nicht zu kurz, wobei einige der beliebten Songs leider fehlten, was bei der breiten Auswahl und dem begrenzten zeitlichen Rahmen von gut 90 Minuten nicht zu vermeiden war.

Neben der erwartungsgemäß hohen musikalischen Qualität fiel leider negativ auf, dass die Stimmung einfach nicht hochkochen wollte. Das Publikum ging nicht richtig mit, der so besondere Austausch zwischen Künstlern und Fans fand nicht wirklich statt, zumal die spärlichen Ansprachen an die Zuschauer anscheinend nur von Bassist Mikko Heinrik Julius Paananen verstanden wurden. Die Show verlief ohne merkbare Highlights und frei von nennenswerten Aktionen, abgesehen vom Holen einer Tasse (vermutlich) Tees, was Ville Valo in der Mitte des Programms entschied zu tun.

Zudem war der Gesang über Strecken zu leise und bis auf diverse Lichtspiele kamen keine weiteren Effekte zum Einsatz.
Auch um die Zugabe ließ sich die Band knapp zehn Minuten bitten, um dann nach nur einem weiteren Lied ("Poison Girl") endgültig die Bühne zu verlassen.

Wer HIM kennt und mag, hat sicher bekommen, was er wollte: Eine tolle Band live gesehen, sich von ihrem Talent und ihren Songs überzeugen können, aber mehr leider nicht. Die Zuschauer waren wortwörtlich am Zuschauen, während die Band ihr Vorspiel gab.

Eventuell sollte der geneigte Fan bei einem der weiteren Tour-Termine in den größeren Hallen auf eine bessere Show hoffen können.


Weitere Tourdaten:

20.02.2008 Leipzig - Haus Auensee
23.02.2008 Dortmund - Westfalenhalle
24.02.2008 Köln - Palladium
26.02.2008 Hamburg - Docks
27.02.2008 Hamburg - Docks


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12 Kommentare zu diesem Artikel
19.02.08, 15:27 Uhr #1 von Linguist
Dem kann ich mich im Groben anschließen und poste auch hier nochmal meine Review:

Das Logo des finnischen Düsterrock-Exports HIM setzt sich aus einem Herz und einem Pentagramm zusammen. Wer daraufhin hier musikalisch eine Kreuzung aus Reamonn und Rammstein vermutet, liegt schon beinahe richtig. Beim Auftritt der Finnen im ausverkauften Mannheimer Rosengarten hatte Sänger Ville Valo augenscheinlich keine große Lust auf die eigene Musik, die er als „Love Metal" bezeichnet.

Wenn Ville Valo in schwarzem Mantel und cayalgeschwärzter Augenpartie die Bühne betritt, glaubt man, es mit Gevatter Tod höchst selbst zu tun zu bekommen. Nicht nur, weil das untergewichtige Teenie-Idol mit morbidem Charme eine Grufthymne nach der anderen aus der Versenkung zieht. Auch Körpersprache und Mimik des 31-Jährigen, der vor 15 Jahren so ausgesehen haben könnte wie Tokio-Hotel-Frontbub Bill, vermitteln eher Todessehnsucht als Vorfreude auf den Liederreigen, den Gitarrist Mikko Lindström eröffnet.

Sicher haben die Männer von His Infernal Majesty vom Rauchverbot im Rosengarten gehört. Dennoch gönnt sich Valo auch in Mannheim beinahe mehr Zigaretten, als er Lieder singt. Dieser Mann will offenbar tatsächlich schnellstmöglich in den Sarg. Und viele seiner Fans würden ihn sofort begleiten, wenn er bei „Join me in Death" seine Stimme in Grabestiefe versenkt, um sie dann wieder in HIM-lische Höhen auferstehen zu lassen. Valo, der zu Hause über eine riesige Range verfügt, singt in Mannheim aber alles andere als sauber und nicht gerade mit Inbrunst. Er scheint körperlich angeschlagen, wankt ungeschickt über den eigens ausgelegten Perserteppich zu seinen Füßen, der offenbar die Halle zum Wohnzimmer machen soll. Bleibt zu hoffen, dass sich Valo in seinem wirklichen Wohnzimmer besser entspannen kann, denn im Rosengarten wirkt er seiner eigenen Person überdrüssig.

Während eines der anderen Bandmitglieder, die sich allesamt mächtig für ihr Publikum ins Zeug legen, ein sich überschlagendes Stromgitarrenriff liefert, sitzt Valo am Rande des Schlagzeugpodests und rührt unbeteiligt in einer Tasse Kaffee, bevor er beinahe seinen Einsatz verpasst, weil er sich noch schnell eine Kippe anzünden muss.

Düsterromantik hat Konjunktur. Jeder Konzertbesucher kennt hier den kleinen Teufelskopf, der sich durch das Strecken von Zeige- und Ringfinger andeuten lässt. Fast alle tragen schwarz, lange Ledermäntel und die dazugehörigen Frisuren prägen das Bild. Alle freuen sich über die schmerzvollen Liebeslieder aus der Feder Valos, bis auf Valo selbst, der sich vor der Zugabe noch einmal an seine Fans wendet, die ordentlich Eintritt bezahlten, um ihn zu sehen: „Wir spielen jetzt noch ein Lied, dann hoffe ich, dass ihr geht", meint der Frontmann todernst und nimmt für die, die ihn verstehen und ernst nehmen, die Beerdigung der Herzen voraus, die dem letzten Lied 'Funeral of Hearts" den Titel gibt.

Auch wenn sie entgegen der schroffen Ankündigung noch ein weiteres Lied spielen: HIM können von Glück sagen, dass sie ihre Fans bereits gewonnen haben und sich ihrer sicher sein können. Mit einem Auftritt wie diesem, den vor allem Sänger Valo nicht mehr als absolvierte, hätten die diabolischen Finnen sonst wohl niemanden überzeugt.
19.02.08, 15:36 Uhr #2 von Linguist
Weiß jemand, was es mit der Staffelei auf sich hatte?
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 19.02.08, 15:36 Uhr
19.02.08, 15:50 Uhr #3 von evothy
oh man!!!
das war das albumcover von venus doom!
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 19.02.08, 15:50 Uhr
19.02.08, 16:21 Uhr #4 von Linguist
tja. du bist der fan, ich der rezensent.
19.02.08, 16:29 Uhr #5 von Linguist
Dieser Eintrag wurde 2 mal editiert, zuletzt 19.02.08, 16:29 Uhr
19.02.08, 16:54 Uhr #6 von evothy
naja, ich denke es zeigt einfach, dass du dich in keiner weise mit der band auseinander gesetzt hast!
19.02.08, 17:33 Uhr #7 von Linguist
ich schreibe über konzerte, nicht über platten. was die angeht, hast du recht.
19.02.08, 21:12 Uhr #8 von bratente
Hab leider auch schon bessere Konzerte gesehen. HIM haben kein Stück mehr gegeben als man erwarten würde, was ich schade finde. Auch haben viele meiner Lieblingstitel gefehlt sowie der Titelsong des neuen Albums. Dennoch fand ich es ein gelungener Abend und als bereits gewonnener Fan hoffe ich auch noch viele weitere Shows von HIM sehen zu können.
20.02.08, 16:36 Uhr #9 von manu_
Sehr guter Bericht!
22.02.08, 17:03 Uhr #10 von Hoola
Find ich auch: endlich mal eine konstruktive Kritik! Sehr gut geschrieben.
Linuist, ich denke du müsstest dich erst in dem Bereich weiterentwickeln, bevor du uns mit deiner "Rezension" (gleich zwei mal) bombardierst. Übrigens: die Staffelei soll daran erinnern, dass das Albumcover gemalt wurde, und zwar von Ville himself (so weit ich weiß...)

P.S.: ich find ein Highlight der Show war, als ganz zum Schluss die Discokugel angeleuchtet wurde. Das sah schön aus!
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 22.02.08, 17:03 Uhr
22.02.08, 20:24 Uhr #11 von Linguist
Nach Bushido-Konzerten krieg ich auch immer solche Mails. Völlig ok, ich werde versuchen, mich weiterzuentwickeln und beim nächsten Mal gibts ein dickes Lob von mir. Versprochen.
27.02.08, 14:40 Uhr #12 von prinni
ist doch besser, dass mal jemand "objektiveres" eine rezension schreibt als so manch voreingenommener fan, der wahrscheinlich noch für pete-dohertyeske auftritte in die knie gehen würde. und ganz unvorbereitet war der verfasser offensichtlich nicht, die namen der bandmitglieder sind ja schließlich sicher nicht seiner fantasie entsprungen..?
jedenfalls danke ich für die rezensionen, jetzt kann ich mich schon (fast) freuen, den horrenden eintrittspreis nicht ausgegeben zu haben. vor 8 jahren haben sie noch 33 mark gekostet und lieferten zu dem zeitpunkt sehr viel bessere musik.. schade.
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